Prokrastination bekämpfen: 9 Tipps, die dich produktiver machen
ZEITMANAGEMENT im Studium ist gar nicht so einfach. Diese 9 Tipps helfen dir, Prokrastination zu vermeiden und deine Zeit produktiver zu nutzen.

Prokrastination pur: Die Prüfungsphase steht an und wie jedes Semester drehen wir Studis mal wieder völlig durch. Wir sperren uns daheim ein, um zu büffeln. Stattdessen lesen wir aber das Internet leer und putzen mit der Zahnbürste den Backofen. Der hatte es aber auch mal wieder dringend nötig 😉
So sauber wie in der Prüfungszeit ist die Bude sonst nie. Das ist die erste Regel im Studium.
Die zweite lautet: Werd nie früher fertig als nötig. 😀
Und so setzt du dich wahrscheinlich wie alle anderen auch, erst auf den letzten Metern richtig auf den Hosenboden und wirst produktiv. Nicht selten ist das die letzte Nacht vor der Deadline.
Auch wenn du nicht zur Partyfraktion gehörst und ein ordentlicher Streber-Studi aller erster Güte bist, bin ich mir fast sicher, dass auch dir das irgendwann mal im Studium passieren wird. Das gehört einfach dazu. Wer nicht prokrastiniert, hat nicht studiert 😉
Es ist ja nicht so, als hätten wir alle nur eine einzige Prüfung pro Semester zu bestehen und als gäbe es nichts abseits des Studiums, das nicht ebenso wichtig sei.
Sich erst spät der Prüfungsvorbereitung zu widmen hat also nicht zwangsweise mit Faulheit zu tun. In den meisten Fällen hatten nur eben andere Dinge eine höhere Priorität. Und wenn es halt das Beenden des nächsten Levels der Candy Crush Saga oder der dreckige Backofen war.
Mal davon abgesehen musst du ja auch während der Prüfungszeit arbeiten. Die Miete zahlt sich schließlich nicht von selbst.
Es gibt sicher tausende Gründe, die unangenehme Pflicht so lang wie möglich hinauszuzögern. Nicht umsonst gibt es für dieses Verhalten einen Namen: Prokrastination.
Und weil es bei Studierenden so typisch ist, ist die Aufschieberitis auch unter dem Begriff Studentensyndrom bekannt. Wenn wir nur halb so viel Energie ins Lernen stecken würden, wie wir fürs Aufschieben aufwenden, würden wir unser Studium alle wahrscheinlich in lächerlich kurzer Zeit mit Bestnoten hinter uns bringen. Könnten wir das Aufschieben einfach so aufgeben, hätten wir auch längst alle die perfekte Strandfigur und würden uns nur noch gesund und nachhaltig ernähren.
Falls du also gerade mit der Zahnbürste bewaffnet in der Küche stehst und die dortigen Fliesen inspizierst…
Prokrastination: Du bist nicht du, wenn du lernen musst
Nein, du brauchst erstmal nicht zum Psychiater gehen. Alle Menschen prokrastinieren irgendwann mal. Das ist soweit nichts ungewöhnliches. Das schöne am Studentensyndrom ist ja, dass es probate Mittel gegen chronisches Aufschieben gibt, mit dem wir diesem Wahnsinn jedes Semester erneut ein Ende setzen und uns unser Leben zurückholen können. Erst wenn gar nichts mehr hilft und du dein Leben nicht mehr in den Griff bekommst, du eine Prüfung nach der anderen verschiebst und trotzdem durchfällst, sollte deine Prokrastination professionell behandelt werden.
Erst wenn die Deadline bedrohlich nahe rückt und der Druck unerträglich wird, sorgt die Angst vorm Versagen zu und sorgt dafür, dass wir uns endlich zusammenreißen, die Zahnbürste wegwerfen und unsere Nasen tieeeef in die so gehasste Fachliteratur vergraben. Bye Bye Procrastination. Schuld daran ist das Parkinsonsche Gesetz. Es besagt, das eine Aufgabe immer so viel Zeit in Anspruch nimmt, wie man ihr gibt. Mehr Zeit macht es also nicht besser sondern nur komplizierter. Und warum wir es trotzdem immer wieder schaffen gute Noten trotz Aufschieberitis zu schreiben, weiß wiederum Herr Pareto.
Was hilft gegen PROKRASTINATION?
Wer nicht prokrastiniert, hart nicht studiert. Da es schon Millionen Studenten vor dir gab, die alle dasselbe Problem hatten, hibt es auch eine Menge wirksamer Tipps zum Überwinden des inneren Schweinehunds. Eine tolle Zusammenfassung der besten Methoden haben die zwei Dozenten der Uni Greifswald in ihrem Buch Motiviert prokrastiniert zusammengefasst, das ich nur wärmstens empfehlen kann:

Schonmal was von von Vilfredo Pareto gehört?
Nein?
Pareto war Ingenieur, Ökonom und Soziologe und lebte um 1900. Der Mann hatte so einige schlaue Erkenntnisse bezüglich der Effizienz und Optimierung von Dingen. Gut möglich, dass du im Laufe deines Studiums noch von ihm hören wirst. 🙂
Einer seiner Erkenntnisse war, dass wir mit 20% unseres Zeitaufwands 80% unseres Gesamterfolgs erreichen.
Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass wir 80% unserer Zeit für Dinge verwenden, die keinen großen Einfluss auf unseren Erfolg haben.
Lohnt sich der Mehraufwand dann überhaupt?
Genau das ist die Frage, die du dir stellen solltest! Lohnen sich die zusätzlichen 80% Zeitaufwand, wenn das Ergebnis dadurch nicht wesentlich besser wird?
Wie du Prokrastination vermeidest und produktiv wirst
1) Finde dich damit ab!
Zunächst einmal könntest du dich damit abfinden, dass das Studium nunmal so ist wie es ist und dass du, egal wie oft du es dir vornimmst, nicht mehr Zeit für die Lernerei aufwenden wirst. Schließ deinen Frieden damit. Dieses permanente schlechte Gewissen ist Zeitverschwendung und alles andere als produktiv. Es führt dich nirgendwohin. Es macht nur schlechte Laune. Fertig!
2) Qualität ist alles! Quantität ist nichts!
Ich hab schon oft von unzufriedenen Studis gehört, die die Note für ein Modul, in das sie ganz viel Zeit investiert hatten, als ungerecht empfanden. Seien doch in anderen Modulen mit weniger Zeitaufwand bessere Noten erreicht worden. Total unfair ist auch, wenn andere scheinbar mühelos und mit wenig Aufwand bessere Noten bekommen als ich.
Ja die Welt ist fies und ungerecht. Womit wir wieder bei Punkt 1 sind: Finde dich damit ab!
Du kriegst deine Note nicht dafür, dass du lange in der Bib gesessen oder besonders viele Seiten geschrieben hast. Man kann auch sehr viel Zeit für Mist aufwenden. Und eine korrekte Formatierung ist zwar schön, aber im schlimmsten Fall auch nur eine Form der Prokrastination. Was hilft dir eine perfekte Formatierung, wenn der Inhalt Müll ist?
Es ist vollkommen irrelevant, wie viel Zeit du für deine Arbeit aufwendest. Nur das Ergebnis an sich zählt. Vergleiche dich und deinen Zeitaufwand nicht mit dem der anderen und konzentriere dich darauf deine Inhalte möglichst klar und präzise rüber zu bringen. Es ist schwerer einen Sachverhalt auf 10 Seiten korrekt darzustellen als auf 20. Das werden dir erfahrene Wissenschaftler bestätigen können. Nur wer kompliziertes verstanden hat, kann es einfach erklären 😉
3) Definiere Ziele
Jeder kennt To-Do-Listen, viele lieben sie. Ich nicht. Das ist einfach nicht mein Ding. Schon allein die Aufschreiberei ist für mich Prokrastination. Statt mir aufzuschreiben, was zu erledigen ist, könnte ich es ja auch einfach erledigen, oder? Vieles von dem Zeug, das wir da notieren ist eh nicht so wichtig.
Das Problem mit To-Do-Listen ist nämlich, dass man sich damit alle möglichen Aufgaben aufhalst, ohne sich erstmal klar zu machen, welches Ziel man mit den einzelnen Aufgaben verfolgt. Man hält sich damit zwar den ganzen Tag schön beschäftigt, hat im schlimmsten Fall aber trotzdem nichts erreicht. Auch das ist Prokrastination, auch wenn’s dir nicht gefällt.
Erst wenn du ein klares Ziel vor Augen hast, kannst du Aufgaben definieren, die dich zu diesem Ziel bringen. Bevor du also überlegst, was du heute alles erledigen musst, denk drüber nach, was heute unbedingt erreicht werden muss. Danach kannst du Aufgaben definieren, die dir helfen dieses Ziel und nur dieses zu erreichen. Das Ziel sollte nicht sein, möglichst viele Aufgaben abzuhaken!
Ich weiß, viele kleine Häkchen sehen schön aus und geben ein gutes Gefühl. Aber bringt dich das wirklich weiter? Ein großer Haken ist viel mehr Wert als ganz viele kleine. Die vielen kleinen halten dich nur davon ab, dich um den einen großen zu kümmern.
Wenn du Ziele definiert hast und diese erreichst, kannst du viel entspannter Feierabend machen. Reine To-Do-Listen ohne Zieldefinition führen nur dazu, dass du beschäftigt bist. Das hat mit Produktivität aber nichts zu tun. Denk an Paretos 80:20-Regel. Das meiste auf deiner To-Do-Liste bringt dich deinem Ziel kaum näher. Gegen Prokrastination hilft daher klare Prioritäten zu setzen und keine Perfektion anzustreben.
4) Schaffe Zeitfenster und Deadlines
Verschaffe dir einen Überblick darüber, wann du wirklich Zeit hast, dich mit den Prüfungsvorbereitungen zu befassen. Wann hast du echte Zeitfenster?
Ich nutze für meine Organisation meinen digitalen Kalender, den ich über Google mit meinem Laptop und Smartphone synchron halte und der auch alle Termine meines Mannes und der Kinder enthält. Das ist mein wichtigstes Zeitmanagement-Tool. Mit einem einfachen Klick kann ich meinen Stundenplan importieren und auch Arbeitstermine, Kindergeburtstage und einfach alles, was meine physische Anwesenheit mehr oder weniger erfordert, ist darin vermerkt. So weiß ich immer, wann was zu tun ist. Wochen und Monate im Voraus. Auch ohne To-Do-Listen.
Wenn du konkrete Zeitfenster mit Anfang und Ende für deine Prüfungsvorbereitung definierst, hilft dir das, diese Zeit produktiv zu nutzen. Mit dem fest definierten Ende deiner Lernzeit, ist es dir unmöglich das Lernen endlos aufzuschieben. Du kannst nichts später machen, wenn es kein später gibt. Du kennst das sicher auch von der Arbeit. Diese eine Aufgabe möchtest du unbedingt heute noch zu ende bringen und trotzdem nicht länger arbeiten. Also arbeitest du konzentrierter und effizienter. Setze dir also auch für deine Lernzeiten Deadlines. Leg fest, wann an dem Tag Feierabend ist und genieße ihn ohne schlechtes Gewissen.
Glaub mir, seit ich mit Kind studiere, schaffe ich viel mehr, mit viel weniger Zeitaufwand. Um 16 Uhr muss ich das Kind aus der Kita abholen und wenn es erstmal zu hause ist, komme ich eh nicht mehr zum Lernen. Das heißt nicht, dass Studierende mit Kind niemals prokrastinieren, auch in unserer Welt gibt’s Netflix und Facebook und dann gibt‘ noch so tolle Sachen wie Kinderkrankheiten, Kitaschließzeiten, etc. Procrastination kennen wir alle, nur lenken wir uns selbst mit unterschiedlichen Dingen ab.
Wie lange du für’s Lernen brauchst, kann ich dir natürlich nicht sagen. Das musst du schon selbst wissen. Denke nur immer daran: Viel hilft nicht unbedingt viel. Sei realistisch und konsequent bei deiner Zeitplanung und konzentriere dich aufs Wesentliche.
5) Hirnschmalz voraus
Erledige Aufgaben, die wirklich Hirnschmalz erfordern zuerst. Dinge, die wir stupide abarbeiten können wie putzen, Papierkram erledigen oder von mir aus Formatieren von Textdateien erledigen wir gern zuerst, weil es uns weniger schwierig vorkommt. Wir haben das Gefühl produktiv zu sein. Dabei sind wir eigentlich nur beschäftigt. Das ist nicht dasselbe! Und wir machen uns damit das Leben nur unnötig schwer. Denn unsere Leistungsfähigkeit nimmt im Laufe des Tages tendenziell ab. Gerade Aufgaben, die unsere volle Aufmerksamkeit erfordern, sind echt kräftezehrend. Wenn du mehrere Stunden hoch konzentriert gelernt, recherchiert oder getextet hast, bist du danach total ausgebrannt. Putzen oder formatieren kannst du dann immernoch, aber in dein Hirn geht einfach nicht mehr viel rein. Also nutze dein Hirn solange es in Hochform ist.
Du bist eher nachtaktiv? Ich auch!
Dieser Abschnitt bezieht sich auch nicht auf frühes Aufstehen oder eine bestimmte Tageszeit, sondern darauf, eine bestimmte Reihenfolge für bestimmt Tätigkeiten festzulegen. Egal um wie viel Uhr dein Tag beginnt. 🙂
6) Verabschiede dich von Multitasking
Multitasking ist für’n Arsch. Sorry, dass ich das so platt sage, aber so ist es leider. Immer schön eins nach dem anderen erledigen, sonst leistest du unbewusst der Procrastination Vorschub. Wenn wir alles irgendwie machen, machen wir irgendwie nichts richtig. Ständig gedanklich zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her zu springen ist einfach anstrengend und verschwendet wertvolle Zeit. Nämlich Zeit, in der wir unsere Gedankengänge wieder neu finden müssen.
Du kennst das doch sicher auch. Man sitzt am Rechner, recherchiert irgendwas und plötzlich ploppt da eine Benachrichtigung auf, dass eine neue Mail eingetroffen oder irgendwas auf Facebook passiert ist. Du checkst das, beantwortest die Nachricht und widmest dich dann wieder deiner Arbeit.
„Wo war ich gerade nochmal….? *Grübel* Ach ja… Was wollte ich nochmal schreiben? Öhhhmmm…“
Wie oft am Tag passiert dir das? Vergisst du manchmal gänzlich, was du eben noch gemacht hast?
Was für eine Zeitverschwendung…
Schalte deshalb alles, was dich ablenkt ab. Schließe dein Postfach, Facebook und Co. Von mir aus zieh auch den Telefonstecker. Das sind alles Dinge, die dich nur aus dem Konzept bringen. Die Mails sind auch noch da, wenn du das Postfach in ein paar Stunden wieder öffnest und auch die Sozialen Medien wird bis dahin niemand gelöscht haben. Das meiste, was da passiert ist ohnehin völlig unwichtig. Ja ich weiß, schwer zu glauben, ist aber so.
7) Wechsle deinen Standort
Daheim herrscht einfach zu viel Ablenkung? Dann geh raus. Wechsle den Standort. Setze dich in eine Bibliothek, ein Café oder deine Uni-Mensa. Miete dich in ein Co-Working-Space ein oder frag deine Nachbarn, ob du dich zum Lernen in deren Wohnung setzen darfst.
Ein Ortswechsel kann die Produktivität unheimlich fördern. Zu hause ist es oft zu gemütlich, um sich zu konzentrieren.
Ein Ortswechsel hat einen ähnlichen Effekt wie der selbst festgelegte Feierabend. Zusammen verstärken sie sich sogar noch. Das ist halt wie im Job. Du fährst nicht erst quer durch die Stadt, um dann im Büro abzuhängen. Wenn du die Mühe schon auf dich nimmst, dann willst du vor Ort auch was sinnvollen tun. Sonst hättest du ja auch gleich zuhause bleiben können.
Und wenn du schon den Standort wechselst setzt du dir auch von ganz allein eine Deadline. Du willst schließlich nicht dort übernachten. Und du merkst auch sehr schnell, wenn du dort nicht mehr produktiv bist und machst Schluss statt stundenlang unmotiviert auf einem unbequemen Bibliotheksstuhl Katzenvideos zu schauen.
8) Akzeptiere Blockaden
Nun bist du hoch motiviert, hast alle meine Tipps befolgt und trotzdem geht irgendwie gar nichts? Seit Stunden sitzt du da, starrst auf das Papier und bist kein Stück schlauer als vorher?
Dann lass es! Mach eine Pause.
Es bringt nichts. Kreativität kann man nicht erzwingen. Wenn beim dritten Durchlauf des Skripts immernoch nichts hängen geblieben ist, wird der vierte Versuch jetzt wahrscheinlich auch nichts bringen.
Hör also auf, deine Zeit mit dem VERSUCH zu verschwenden und beschäftige dich mit irgendetwas anderem.
Wenn Akku leer, dann Akku leer! Da kannst du gar nichts machen, außer aufladen. Ein Nickerchen oder ein Gespräch mit Freunden kann Wunder bewirken. Geh spazieren, mach dir was zu essen oder genieße eine Folge deiner Lieblingsserie. Was auch immer du tust, komm auf andere Gedanken. Das hilft. Vertrau mir 🙂
9) Sei du selbst!
Zu guter letzt kann ich dir nur raten, einfach zu akzeptieren wie du bist. Wie gesagt, schlechtes Gewissen hilft niemandem. Nicht dir und auch nicht mir. Du bist wie du bist und das ist total okay so.
Ich hab echt lange mit mir gehadert, weil ich immer schlechtere Noten hatte als meine Mitstudis, die gefühlt viel weniger Zeit in die Prüfungsvorbereitungen steckten. Egal wie früh ich anfing, die waren einfach immer einen Tick besser als ich und ich wusste einfach nicht warum.
Heute glaube ich, dass sie einfach schon für sich herausgefunden hatten, wie sie am effizientesten Lernen. Ich hab’s halt erst so richtig im Master gecheckt.
Heut wende ich tatsächlich weniger Zeit auf und bekomme bessere Noten und mein einziges Geheimnis ist, dass ich mich und meine Eigenarten so akzeptiert hab, wie sie sind. Ich akzeptiere die Fristen, die mir gesetzt werden, fange Aufgaben nicht früher an als nötig, habe kein schlechtes Gewissen und Mut zur Lücke. Hör auf perfekt sein zu wollen.
Ich lerne nicht wie meine Kommilitoninnen und Kommilitonen. Das muss ich auch nicht. Und du auch nicht.