7 Dinge, die mich die Studienzeit fürs Leben lehrte

Häufig hört man, im Studium lerne man nichts für’s echte Leben. Das kann ich so nicht sagen. Wenn mich die Studienzeit etwas gelehrt hat, dann folgendes:

Hast du dir schonmal überlegt, was eigentlich der Sinn deines Lebens ist? Deine Mission? Das, was dich jeden Tag antreibt und dich davon abhält, vor den nächsten Zug zu springen?

Wahrscheinlich schon, oder?

Wie weit bist du mit deinen Gedanken gekommen? Konntest du dir deine Frage beantworten?

Heute ist mein 35. Geburtstag und ich glaube, ich komme meiner Antwort auf diese Frage Jahr für Jahr näher. Ja, ich glaube, ich bin ziemlich nah dran und das ist ein unwahrscheinlich befriedigendes Gefühl.

Wie ich herausfand, was ich wirklich will

Wozu mache ich diesen Scheiß hier eigentlich?

Wozu aufstehen?

Wozu arbeiten?

Welchen Sinn hat das alles?

Kennst du das auch?

Ich stellte mir diese Fragen jahrelang Tag für Tag. In mir wuchs die Gewissheit, dass das, was ich täglich tat, um meinen Lebensunterhalt zu sichern, nur wenig mit dem zu tun hatte, wer ich war oder gern sein wollte.

Ich arbeitete im Vertrieb und ich liebte es, mit meinen Kunden zu verhandeln, sie um den Finger zu wickeln und zu feilschen. Das war ein Spiel, das beide Parteien mit großem Genuss mitspielten. Der tatsächliche Umsatz war mir dabei im Grunde völlig egal. Mir ging es einzig und allein um die Beziehung zu meinen Kunden.

Alles hätte gut sein können, wenn ich irgendeinen tieferen Sinn in meiner Arbeit hätte erkennen können.

Es war kein schlechter Job. Die Firma war ok, mit meinem Chef kam ich immer gut klar und auch die Kollegen mochte ich wirklich. Trotzdem war ich unglücklich.

Ich wollte lernen, mich weiterentwickeln. Wie sollte das möglich sein, wenn ich jeden Tag dasselbe am selben Ort tat? In meiner Firma sah ich keine Perspektive für mich. Also zog ich die Reißleine und stieg aus meinem Hamsterrad aus…

Wie mein Leben und ich zueinander fanden

2008 änderte ich mein Leben. Ich nahm all meinen Mut zusammen und bewarb mich für einen Studienplatz.

Als am 13. Februar 2008 der Zulassungsbescheid in meinem Briefkasten lag, wusste ich schlagartig, wie sich Popstars-, DSDS- und Topmodell-Kandidatinnen fühlen, wenn sie eine Runde weiter kommen. Ich brach schlichtweg zusammen. Alle denkbaren Gefühle überkamen mich gleichzeitig. Angst, Freude, Hoffnung und Panik kämpften um die Oberhand.

Das nahm ziemlich irrwitzige Ausmaße an. Hättest du mich in dem Moment gesehen, du hättest mich wahrscheinlich für verrückt erklärt. 😀

Vielleicht kannst du es ein wenig nachfühlen. Vielleicht findest du so eine Reaktion aber auch total übertrieben.

Für mich war mein Zulassungsbescheid so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto. Und mal ehrlich, da würde vermutlich jeder komplett ausrasten, der nicht ohnehin schon Multimillionär ist.

Meine Eltern betrachteten meinen Beschluss, den sicheren Job zu schmeißen, um zu studieren, mit großer Sorge. Ja, Akademikerkinder werden das nicht kennen. Da wären die Eltern wohl eher schockiert, wenn man ihnen beichtete, man wäre lieber Friseurin als Ärztin. In Fällen wie meinem ist das andersrum. Es ist halt nicht so leicht, alte Konventionen abzulegen und neue Wege zu gehen, was auch immer das für die einzelne Person konkret bedeuten mag.

Wie dem auch sei, ich jedenfalls reichte die Kündigung ein. Der Gesichtsausdruck meines Chefs? Unbezahlbar!

studienzeit 1

Einen Job kündigen? Definitiv eine der besten Erfahrungen meines Lebens!

Probier es ruhig aus. Das fetzt total und die Konsequenzen sind nicht halb so schlimm, wie befürchtet.

Jedenfalls war dies der Tag, an dem mein Leben anfing mir zu gehören. Es war der erste Schritt und es folgte ein langer Weg, an dessen Ende ich noch lange nicht angekommen bin, aber es war der beste Schritt meines Lebens.

Was mich mein Studium fürs Leben gelehrt hat

Häufig hört man, im Studium lerne man nichts für’s echte Leben. Das kann ich so nicht sagen. Ganz im Gegenteil. Wenn ich was in den letzten sechs Jahren gelernt habe, dann dieses:

  1. Ich kann Dinge erreichen, die ich vorher für unmöglich hielt.

  2. Nur weil alle meinen, dass etwas unmöglich ist, heißt das noch lange nicht, dass sie recht haben.

  3. Es ist wichtiger, wie man etwas sagt, als was man sagt.

  4. Mach dein Ding! Es wird nichts schlimmes passieren.

  5. Wenn du es dir recht machst, machst du es wenigstens einer Person recht.

  6. Die Reaktionen anderer Menschen auf dich oder das was du tust haben viel weniger mit dir als mit ihnen selbst zu tun.

  7. Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich woanders immer ein schönes großes Fenster.

Wie du siehst, haben diese Erkenntnisse kaum etwas mit Studieninhalten zu tun. Ja natürlich habe ich auch einiges an fachlichem mitgenommen, aber das ist viel weniger als man vielleicht meinen mag. In meinem Studium lernt man vor allem Soft Skills und dazu gehört eben auch Persönlichkeitsentwicklung. Die Frage ist also: Was haben diese sieben Erkenntnisse gemeinsam und vor allem, was haben sie mit dir zu tun?

Was uns beide verbindet

Ich habe viel reflektiert und immer wieder mein Selbstbild über den Haufen geworfen. Aber egal wie oft ich das tat, mein Kern blieb immer derselbe. Und so erkannte ich, was mich antreibt. Meinen Sinn. Der Grund, warum ich mich nicht vor den Zug werfe. Das, was mein Leben lebenswert und schön macht. Das, was MICH ausmacht.

Es zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Es war schon immer da. Es hat aber lang gedauert, es zu erkennen.

Vielleicht siehst du es auch? Schau mal genau hin…

Mein roter Faden

Ich bin Frauenbeauftragte. Nicht aus idealistischen Gründen. Ein wenig, weil ich das Geld brauche. Aber vor allem, weil ich helfen möchte, das Thema so umzusetzen, dass wirklich niemand benachteiligt wird. Ich möchte helfen Gleichberechtigung und Chancengleichheit zu schaffen, so gut es geht. Ich möchte zu einem konstruktiven Diskurs, zu einem miteinander, statt gegeneinander beitragen.

Ich bin Gutachterin für Studiengangsakkreditierung. Ja, auch das ein wenig des Geldes wegen. Aber vor Allem, weil ich mich für die Interessen der Studierenden einsetzen möchte. Als studentische Vertreterin der Gutachtergruppe bin ich Teil der externen Qualitätssicherung deines Studiengangs.

Siehst du den roten Faden? Wenn nicht, habe ich noch einen Tipp für dich. Schau dir mal diesen Blog genau an. Ich habe selbst lange gebraucht, um das Muster zu erkennen. Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

Wenn ich arbeite, habe ich stets dein Wohl im Sinn. Das ist es, was mir und meiner Arbeit Sinn gibt. Ich möchte mich für dich einsetzen. Ich möchte dir helfen, ein besseres Leben zu führen. Das ist mein Kern.

Was mich ausmacht, ist der Kontakt zu anderen Menschen.

Was mich antreibt, sind Beziehungen.

Was mich ausmacht, ist der Kontakt zu anderen Menschen.

Was mich antreibt, sind Beziehungen.

Du erinnerst dich? Ich war eine super Verkäuferin, aber nicht des Umsatzes wegen, sondern weil mir die Beziehung zu meinen Kunden wichtig war. Weil ich gerne Probleme löse und helfe, wo ich kann. Weil es mich glücklich macht, andere glücklich zu sehen. Und so wähle ich meine Jobs, wenn ich kann, ohne dass es mir bisher bewusst war.

Meine Leistung hat derzeit keinen messbaren Gegenwert. Und das ist gut so! Meine Unterstützung ist bedingungslos und somit unabhängig. Mein Einkommen und meine Leistung sind voneinander entkoppelt. So kann ich mich für Dinge einsetzen, die ich für wichtig und sinnvoll erachte, unabhängig von finanziellen Aspekten. Du musst mich nicht für meine Hilfe bezahlen. Und ich muss keine Jobs machen, die zwar Geld bringen, aber im Grunde keinen Wert in dieser Welt haben und niemandem helfen.

Jetzt habe ich dir ziemlich viel über mich verraten. Ich habe dich tief in meinen Kopf und in mein Herz schauen lassen. Trotzdem fragst du dich jetzt vielleicht, warum das Ganze?

Ist der Frau langweilig? Hat die keinen Friseur, dem sie das erzählen kann?

Tatsächlich müsste ich dringend mal wieder zum Friseur, aber das ist ein anderes Thema.

Dieser Text liegt mir sehr am Herzen und ich kann nur hoffen, dass seine Essenz bei dir ankommt. Denn es gibt etwas, das ich dir gern mit auf deinen Weg geben möchte. Etwas, das dich betrifft.

Es ist die Mission dieses Blogs. Es ist die Essenz dessen, was ich versuche, dir mit jedem meiner Beiträge zu sagen und von dem ich hoffe, das du es immer zwischen den Zeilen liest, wenn ich dir schreibe.

Meine Message an dich

Dein Leben ist kostbar und du bist wichtig!

Ja stimmt, wir kennen uns nicht persönlich. Ich weiß auch nicht, wie du heißt oder aussiehst. Aber ist das so wichtig?

Was ich mir von Herzen wünsche ist, dass du dein Leben in die Hand nimmst und es so gestaltest, dass es zu deinem Kern passt. Dass dein Innerstes mit deiner Außenwelt in Einklang gerät und dass du Sinn erkennst, in dem, was du täglich tust.

Ich wünsche dir ein Leben, das dir gehört. Das du bestimmst.

Vielleicht weißt du noch nicht genau, was dein Kern ist. Vielleicht suchst du noch nach deiner Berufung.

Weißt du was? Ich auch! Ich hab keine Ahnung, wohin mich mein Weg führen wird. Aber sollte uns das davon abhalten unseren Weg zu gehen?

Wie du deinen Kern findest?

Suche nach dem roten Faden in deinem Leben. Welche Aspekte in deinem Job machen dir am meiste Spaß und welche am wenigsten? Was würdest du am liebsten tun, wenn Geld keine Rolle spielen würde? Was bewunderst du an anderen und wofür bekommst du selbst ab und an Komplimente?

Auch wenn du noch nicht weißt, wohin die Reise geht, weißt du aber vielleicht, dass du dort, wo du jetzt bist, nicht alt wirst. Wenn du mit dem Gedanken spielst, deinen Job zu kündigen oder das Studium zu schmeißen sage ich dir GO FOR IT!

Verrückt? Nö! Denn ich kenne keinen einzigen, der solch eine Entscheidung je bereut hat.

Glaubste nicht? Beweise? Na gut:

Kennst du schon Kay? Kay war Hauptschüler. Kein besonders guter. Problemschüler passt wohl eher. Heute ist Kay 42 Jahre alt, Vater von zwei Mädels, frisch gebackener Masterabsolvent, Ex-Stipendiat und angehender Promotionsstudent. Klingt verrückt? Ja, findet er auch. Macht die Geschichte aber nicht weniger wahr. Und deshalb ist Kay davon überzeugt, dass du das auch kannst.

Noch mehr?

Jenny ist Stipendiatin der Hans Böckler Stiftung. Sie entschied sich ihren Job als Bankkauffrau zu schmeißen und ein Studium aufzunehmen als sie mit dem zweiten Kind schwanger war. Sie war immer eine gute, aber keine Spitzenstudentin. Sie ist ein typisches Arbeiterkind. Was sie studiert und wozu überhaupt verstehen ihre Eltern bis heute nicht. Sich für ein Stipendium zu bewerben lag für sie in etwa so nahe, wie den Osterhasen und den Weihnachtsmann auf ihre nächste Geburtstagsparty einzuladen. Und dann lernte sie Stipendiaten der Friedrich Ebert Stiftung kennen. Studierende wie dich und mich. Die hatten gar nichts elitäres an sich. Das einzige, was sie von den meisten anderen Studis unterschied war, dass sie durch die finanzielle Unterstützung der Stiftung mehr Möglichkeiten hatten, sich ehrenamtlich zu engagieren. Und sie ermutigten Jenny sich zu bewerben. Tja lange Story, kurzer Sinn: Jenny ist jetzt Stipendiatin und entscheidet als studentische Gutachterin der Stiftung mit über eingehende Bewerbungen. Wenn sie sagt, dass Noten nicht alles sind, dann kannst du ihr das glauben 🙂 Und ja, du darfst auch ganzkörpertätowiert sein. Wichtig ist nur dein Kern. Das, was dich ausmacht und dich antreibt.

Du hast immernoch nicht genug? Meine Güte, das nenne ich mal Ausdauer. Na gut, dein Wunsch ist mir Befehl.

Matthias brauchte nach 10 Jahren Karriere bei der Bahn einen Tapetenwechsel. Ihm war sowohl ein neuer Job als auch ein Studium recht. Das Universum entschied, dass er studieren solle, aber das BAföG-Amt sah das ein wenig anders. Mit 31 Jahren war Matthias für die Förderung eines Bachelorstudiums schon zu alt. Aber das wäre ja gelacht, wenn er sich davon abhalten ließe. Also entschied er sich, einen Studienkredit der KfW aufzunehmen, um seinem Traum näher zu kommen.

Achso, du willst gar nicht studieren? Dann solltest du Ben kennenlernen. Der hat sein Jura-Studium abgebrochen und ist jetzt Education Punk, wie er sich selbst nennt. Nee, der sitzt jetzt nicht mit nem Kaffeebecher am Bahnhof Zoo. Also vielleicht schon ab und an, aber dann sicher nur um Kaffee zu trinken und nicht, weil du ihm mal ‘nen Euro reichen sollst. Nächsten Freitag gibt es hier einen Gastbeitrag von ihm. Dann verrät er dir, wie er sich für’s Lernen bezahlen lässt und wie auch du das machen kannst.

Hey du, wir können das noch ein paar Stunden weiter machen. Hol dir nen Kaffee und bring mir bitte einen mit. Latte Macchiato mit einem Löffel Zucker. Danke!

Kriegst du eigentlich auch gerade Hunger? 😉

Hahaha Spaß beiseite. Ich quatsch echt gern mit dir. Ganz ehrlich! Ich hoffe, es geht dir genauso. 🙂

Und die Moral von der Geschichte?

Was wir aus all den Beispielen (und ich habe noch vieeeeeeele mehr) lernen ist, dass du alles erreichen kannst, wenn du weißt, wer du bist und was du willst. Vertraue dir selbst und deinem Gefühl. Gehe deinen Weg. Hör nicht auf die Neinsager.

Es gibt immer Gründe, Dinge nicht zu tun und auch immer Wege, es trotzdem zu machen.

Die Welt ist nicht schwarz.

Sie ist auch nicht weiß.

Manche behaupten, sie sei grau.

Ich glaube das nicht. Die Welt hat genau die Farbe, die du ihr gibst.

Denk daran, deine Welt ist genau so, wie du sie gestaltest. Grenzen sind dort, wo du sie setzt. Lass dich nicht von anderen runterziehen und mach dein Ding!

Wenn du noch mehr Inspiration brauchst, dann hoffe ich, dass du sie auf hier auf dem Blog, aber vor allem da draußen im echten Leben findest.