Arbeiterkinder an der Uni: Was ist daran so besonders?
Studieren als Arbeiterkind ist nicht immer so einfach wie man es sich vorstellt, aber wie heißt es so schön? Nichts von wert ist jemals einfach.

Studieren, obwohl dies aus der eigenen Familie noch niemand gewagt hat? Die Entscheidung für diesen Schritt ist nicht einfach. Vielleicht geht es vielen von euch genauso. Meistens fehlt in der Familie einfach ein Vorbild, an dem man sich orientieren kann. Ein fehlendes Vorbild bringt dann auch oft eine fehlende Unterstützung mit sich. Arbeiterkinder studieren weniger häufig, als Akademikerkinder. Wieso muss das so sein?
Als Akademikerkind ist die Entscheidung für das Studium mehr oder weniger vorgegeben. Die Eltern sagen: ‚Ich habe studiert. Dann machst du das auch.‘ Und dann muss man zusehen, dass man das angefangene Studium erfolgreich absolviert. Aber durch den familiären Rückhalt haben Akademikerkinder eine bessere Grundlage, als Arbeiterkinder.
Der Einfluss der Familie auf das Studium
Ich stamme aus einer reinen Arbeiterfamilie, merkte allerdings nach der zehnten Klasse, dass ich noch nicht soweit bin, mich für eine berufliche Laufbahn zu entscheiden. Mir fiel die Entscheidung Abitur zu machen, also ziemlich leicht. Nach dem Abitur wurde es schwieriger. Die große Frage: Ausbildung oder Studium? Ich bin meinen Interessen gefolgt und habe mich für ein Studium der Literatur- und Sprachwissenschaften entschieden. Die Entscheidung für das Studium war für mich nicht selbstverständlich. Wie es mir auf diesem Weg erging, kannst du hier nachlesen. Aber weiter im Text. Meine Eltern haben mich bei meiner Entscheidung immer unterstützt – ganz im Gegensatz zu anderen Familienmitgliedern. Von den einen wurde ich stets belächelt, weil sie dachten ich würde so ein Studium sowieso nicht schaffen. Die anderen haben mich schief angeguckt, weil sie dachten ich hielte mich für etwas besseres, wenn ich an eine Universität gehe. Studieren klingt ja schließlich immer so intelligent – auch, wenn viele meinen Studenten gingen sowieso nur feiern. Für sie ist es unverständlich, dass man die Seminare und Vorlesungen an der Uni besucht, statt 40 Stunden die Woche arbeiten zu gehen. Weitere viele unterschiedliche Ansichten machen ein gemeinsames Miteinander nicht immer einfach.
Als Arbeiterkind an der Uni
In einem Seminar, während wir die Bewertung von diesem besprachen, kam die Kritik auf, der Dozent hätte gemeint, er erkenne an den Gesichtern, wer von uns aus einer Akademikerfamilie kommt. Ich selbst habe die Situation nicht mitbekommen, stellte mir nach der Besprechung allerdings die Frage: Ist das so? Woran bitteschön will man das festmachen? Bei ebendiesem Dozenten schrieb ich zwei meiner Hausarbeiten. Die eine recht passabel und die andere war sogar ziemlich gut. Ich war nie eine Überfliegerin, habe mich aber durch alle Prüfungen durchgekämpft und war immer zufrieden mit meinen Leistungen. Trotzdem habe ich mich an der Universität, zwischen meinen Kommilitonen immer irgendwie fremd gefühlt. Unsicherheit war ein ständiger Begleiter, ebenso wie das Gefühl, dass meine Kommilitonen mehr wussten und selbstsicherer waren. Die meisten wussten bereits genau, was dort verlangt wird und wie sie sich verhalten müssen. Für mich hingegen war das alles ganz neu. Niemand konnte mir erklären, wie ich am besten lerne oder wie ich eine Gliederung für eine Hausarbeit erstelle. Niemand zuhause hat je eine meiner Hausarbeiten Korrektur gelesen, weil sich fachlich eben niemand auskannte. Das ist schade, will man die fertiggestellte Hausarbeit – das, was man geschafft hat – doch präsentieren. Aber so ist das nun Mal. Das bringt die Entscheidung, in eine neue Welt einzutauchen, eben mit sich. Die Theorie ist eben nicht ihr Milieu und so muss man sich als Arbeiterkind alleine durchschlagen.
Unterstützung für Arbeiterkinder
Ich denke, es kommt immer auf den Versuch an. Dabei solltest du akzeptieren, wenn es mal nicht so rund läuft. Wenn das Studium doch nicht der richtige Weg war, ist das auch keine Schande! Dann ist ein anderer Weg eben doch besser. Allerdings solltest du nicht von vornherein sagen: „Ich kann das sowieso nicht.“ Als Arbeiterkind wirst du sicher auch wenig ermutigt den Weg der akademischen Ausbildung zu gehen, deshalb ermutige dich selbst! Du weißt, was du erreichen kannst, also beweise es dir!
Auch Luisa, Gründerin dieses Blogs ist Arbeiterkind. Ihre Erfahrungen teilt sie in diesem Video.
Weitere Erfahrungsberichte findest du auf Arbeiterkind.de sowie Beratung und Unterstützung findest du auf Arbeiterkind.de.